Sustainable Finance – Was ist von der neuen Bundesregierung zu erwarten? | Episode 03

Shownotes

Im Mai 2021 hat die alte Bundesregierung eine Sustainable-Finance-Strategie verabschiedet, von der in der abgelaufenen Legislaturperiode nicht mehr viel umgesetzt werden konnte. Wie geht es nun weiter? Was ist von der neuen Bundesregierung zu erwarten? Wie wird der Bund seine Vermögen nachhaltiger anlegen? Das erläutert Karsten Löffler, Nachhaltigkeitsexperte der Frankfurt School of Finance & Management und Vorsitzender des Sustainable-Finance-Beirates der bisherigen Bundesregierung, im Gespräch mit Detlef Fechtner und Christiane Lang von der Börsen-Zeitung.

Profil von Karsten Löffler beim Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung

Highlights aus dem Informationsangebot der Börsen-Zeitung:

Hören Sie auch in "7 Tage Märkte – die Wochenvorschau" sowie "#Volatility – Der Anlagepodcast von QC Partners und Börsen-Zeitung" rein.

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#00: 00:08-3# „Nachhaltiges Investieren – der Podcast für die Investmentfondsbranche mit freundlicher Unterstützung von Union Investment“

#00: 00:17-1# Der Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung ist sicher den meisten von Ihnen einen Begriff. Er wurde 2019 von der bisherigen Bundesregierung ins Leben gerufen, um eine Sustainable Finance Strategie zu erarbeiten und die Regierung zu beraten. Vorsitzender des Beirats war Carsten Löffler, Nachhaltigkeitsexperte von der privaten Frankfurt School of Finance and Management. Und ihn begrüßen wir heute sehr herzlich, denn er soll uns die Frage beantworten wie geht es nun weiter? Und was ist dazu von der neuen Bundesregierung zu erwarten. Und dazu begrüßen wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sehr herzlich. Wir, das sind Detlef Fechtner, Chefredakteur der Börsen-Zeitung. Ja, hallo, Christiane. Und ich, mein Name ist Christiane Lang. Ich bin Redakteurin bei der Börsen-Zeitung. Hallo Herr Löffler. Wir freuen uns sehr, dass Sie heute dabei sind.

#00: 01:00-7# Ja, vielen Dank. Das freut mich sehr, ich freue mich sehr auf das Gespräch,

#00: 01:03-8# Herr Löffler. Sie waren Vorsitzender des Sustainable Finance Beirats der letzten Bundesregierung. Wir wollen einfach mal hören was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung? Wie geht es weiter?

#00: 01:13-5# Ein ganz wichtige Frage. Das hatten wir als Beirat ja auch mit den Empfehlungen schon adressiert. Wir hatten viele der Empfehlung, die auf der kürzerfristigen Zeitskala verortet sind, weil wir denken, dass sie keinen langen Aufschub brauchen und dass viele der Dinge, die wir empfohlen haben, als Beirat von der Bundesregierung, relativ einfach und relativ zügig angegangen werden können. Können Sie dafür Beispiele bringen? Ja, das kann ich gerne tun. Ich würde aber, bevor ich mit Beispielen komme, noch einen Aspekt ergänzen. Und das ist, dass wir zwei Geschwindigkeiten haben. Das eine ist, was die Bundesregierung im eigenen Entscheidungsbereich hat, und das andere ist, wozu sie das Parlament braucht. Und der zweite Bereich dort, wo die Bundesregierung das Parlament braucht, da war es vollkommen klar, im Mai 2021 war der Zug abgefahren, da waren wir langsam im Wahlkampf, da ist nichts mehr passiert. Und das parlamentarische Verfahren dauert natürlich auch entsprechend lange. Das war einfach nicht mehr Realistisch So, jetzt stehen wir an einer Stelle, wo die Bundesregierung im Grunde einen Katalog hat, den sie abarbeiten kann. Das beginnt in ihrem eigenen Bereich, zum Beispiel bei den Anlagen des Bundes, da noch stringenter Nachhaltigkeitskriterien zu integrieren. Das geht dann sicherlich auch über die Bundesebene hinaus, dass man sich die öffentlich-rechtlichen Institute anschaut, inwieweit sie noch stringenter, noch mehr als bisher schon Nachhaltigkeitskriterien, Nachhaltigkeitsansätze in ihre Unternehmensstrategien integrieren, um nur zwei Beispiele zu nennen.

#00: 02:42-5# Aber um diese Beispiele gerade noch eine Runde weiterzudrehen, wenn Sie erlauben, das heißt, Sie reden von Vermögen, das in Bundeshand liegt, je nachdem, ob das bei der KfW ist oder bei Bundesbehörden. Und da geht es darum, dass das gezielter angelegt wird in grüne Investments, in nachhaltige Investments oder in transformatorische Prozesse. In was soll das dann angelegt werden?

#00: 03:05-0# Die Frage, die Sie hier stellen, ist die allerentscheidendste, was wir sehen, was auch immer mehr zum Standard im Kapitalmarkt, muss man ja hier zutreffenderweise sagen, wird, ist sich zu überlegen: Wie ist die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre und Jahrzehnte? Was braucht es für Investitionen, um die den Wandel, den strukturellen Wandel, der schon begonnen hat, den wir aber sicherlich noch weitergehen sehen werden - wie kann auch der Bund oder wie können die Länder mit ihren eigenen Kapitalanlagen diesen Prozess mit unterstützen? Und wenn ein Anlagekonzept darauf ausgerichtet ist, dann würde ich es als nachhaltig bezeichnen. Und das inkludiert eben auch mit den Unternehmen, nicht direkt, als Bundesregierung kann man das schlecht tun, aber zumindest indirekt, zum Beispiel über einen Agenten, ein Proxy Voting zum Beispiel, in den Dialog zu gehen. Man kann gewisse Vorgaben machen, die eher generelleren Natur sind, die dann von einem von einem Agenten umgesetzt werden, zum Beispiel indem auf Hauptversammlungen abgestimmt wird oder Gespräche gesucht werden mit Unternehmen, in die der Bund investiert ist.

#00: 04:14-6# Jetzt sprechen sie von Beteiligungen des Bundes und da, dass man als Aktionär, als staatlicher Aktionär seine Stimmrechte wahrnimmt und darauf dringt, dass die Anlagepolitik dieses Unternehmens zum Beispiel grün ist oder dass das Unternehmen selbst grüne Verfahren anwendet bei der Produktion, so habe ich Sie verstanden.

#00: 04:31-6# Worum es geht, sind die zukunftsfähigen Geschäftsmodelle. Und daran muss jeder Kapitalanleger ob er Bundesrepublik Deutschland heißt oder ein anderer Kapitalanleger ist, ein großes Interesse haben. Es geht darum, eine wirtschaftlich sinnvolle Anlage am Ende zu haben. Und das geht nicht, ohne dass sich die Unternehmen, in die man investiert. Wir reden hier ja im Grunde über die Pensionsrückstellungen für die Beamten und Angestellten des Bundes. Dass es auch in diesem Kontext das Verständnis gibt, dass die Anlagen des Bundes, die ja sowieso da sind, eben auch die Wirkung erzielen, die ja sowieso politisch schon längst entschieden ist.

#00: 05:09-2# Aber jetzt kommen wir immer zu einem Problem. Sie wollen ja Transformationen antreiben, beschleunigen. Sie müssten ja eigentlich, oder der Bund müsste sein Vermögen in braune Unternehmen auf dem Weg zu hellgrünen Unternehmen zumindest finanzieren. Das müsste er doch eigentlich machen, denn da würde er einen möglichst großen Impact haben. Um es bissig zu sagen: Geld für Windkraftanlagen gibt es wahrscheinlich genug. Es geht jetzt darum, dass man auch Stahlwerke dazu bringt, den Weg einzuschlagen, grün zu werden, und kann das eine öffentliche Hand durchhalten? Kann man in solche braunen Investments investieren? Und sind das auch die geeigneten Regeln, die Sie da mitgestalten in Berlin?

#00: 05:50-6# Aus meiner Sicht muss man differenzieren. Was ist der Zweck der Kapitalanlagen? Und wenn wir hier über die Rückstellungen für die Pension zum Beispiel der Beamten reden, dann geht es darum, mit diesem Kapitalanlagen eine Rendite zu erzielen mit einem angemessenen Risiko. Das heißt, wir reden hier nicht über große Investmentblöcke in einzelnen Unternehmen, sondern wir reden hier über ein diversifiziertes, breitgestreutes Portfolio. Und das soll dann gemäß auch der staatlichen Ziele so investiert sein, dass es in Übereinstimmung ist mit dem, was wir transformatorisch vorhaben. Das heißt, es geht nicht darum, alles dunkelgrün zu investieren, sondern es geht darum, dieses Kapital auch dafür nutzbar zu machen und als Vorbild im Übrigen auch zu wirken, dass Unternehmen dabei unterstützt werden, diese Transformation zu machen. Wenn man an der Börse investiert ist wie der Bund eben auch mit seinen Aktienanlagen, dann handelt es sich ja nicht um neues Geld, sondern es geht darum, die Geschäftsstrategie in diesem Sinne mit auch zu beeinflussen, in dem dann eben indirekt über einen Stimmrechtsagenten die Stimmrechte nach gewissen Rahmenbedingungen ausgeübt werden, in dem Einfluss genommen wird.

#00: 07:06-1# Aber hält das ein Finanzminister aus, wenn er wirklich heute etwas in braune Unternehmen investiert und die Opposition eine wunderbare Gelegenheit hat, anzuprangern: Schaut mal, der unterstützt genau die Umweltsünder.

#00: 07:18-0# Als Finanzminister kommt es darauf an, eine gute Argumentation zu haben. Warum das eine zielführende Art und Weise ist, die Pensionsvermögen am Ende zu investieren. Und aus meiner Sicht sind die Argumente sehr gut dann auch in der Opposition. Ich glaube, dass es sollte eigentlich Konsens sein, dass es darum geht, die Transformation zu unterstützen. Und wenn es das tut, und ich glaube, das kann man dann auch zeigen, dann spricht für mich überhaupt nichts dagegen, das so zu tun. Gerade als staatlicher Akteur hat man ja eine besondere Aufgabe, diese Transformation, diesen Wandel aktiv und sehr konstruktiv zu begleiten.

#00: 07:58-2# Sind die Brüsseler Vorgaben da hilfreich, also das, was wir als Taxonomie kennen, auch das, was jetzt an weiterer Gesetzgebung gekommen ist, die Reportingpflichten - helfen die, dass man es einfacher hat, tatsächlich Transformation zu finanzieren? Oder sind die da auch in gewisser Weise ein Hemmnis?

#00: 08:16-2# Aus meiner Sicht helfen die die neuen Rahmenbedingungen, wie sie zum Beispiel aus der sogenannten Taxonomie kommen, wie sie aus den Offenlegungsanforderungen entstehen, ganz, ganz deutlich. Denn ohne Daten, das ist erst einmal der erste Punkt, kann ich auch keine fundierten Entscheidungen treffen, weder als Kapitalanleger, als große Akteur, noch kann ich das als privater Anleger tun. Und insofern kommt es darauf an, sukzessive die Datenlage zu verbessern. Und da spielt dann auch die Taxonomie eine Rolle, die zunächst einmal definiert, was besonders grüne Investitionsopportunitäten sind, indem sie definiert, was grüne ökonomische Aktivitäten sind und welche Kriterien diese füllen müssen. Und insofern man kann das auch als Einkaufsliste begreifen. Nur, es gibt einen wesentlichen Aspekt, der aus meiner Sicht gerne in Vergessenheit gerät. Das ist, dass die Wirtschaft an sich ja nicht nur aus grünem Aktivitäten, auch zukünftig nicht nur aus grünen Aktivitäten bestehen wird, sondern aus jeder Menge anderen Aktivitäten auch, die zum Beispiel keinen besonders großen positiven, aber auch keinen besonderes großen negativen Umwelteinfluss haben. Und die werden wir weiterhin brauchen, in die werden wir weiterhin investieren. Das ist aus meiner Sicht vollkommen klar.

#00: 09:34-0# Und es gibt ja auch Anleger, die gar nicht grün investieren wollen.

#00: 09:36-7# Das ist selbstverständlich die Sache jedes Einzelnen, Anlegers zu entscheiden, wie er oder sie investieren möchte. Weder die Taxonomie noch die anderen Vorschriften, die sich um Offenlegung, Berichterstattung drehen, schreiben in irgendeiner Weise vor, wie Kapitalanleger investieren sollen.

#00: 09:53-6# Sie haben das Thema Daten angesprochen, die ganze Regulierung, die ja von den Unternehmen selbst ja als sehr ambitioniert angesehen wird und auch sie teilweise wohl auch überfordert. Wie können die Unternehmen der überhaupt mithalten? Gerade was die Daten angeht? Sie haben es ja auch in ihrem Abschlussbericht des Sustainable Finance Beirates formuliert – ein sehr enger Zeitplan, sehr viele Daten. Wie soll das möglich sein?

#00: 10:14-8# Das Datenteam ist eines der zentralen Themen. Da haben Sie vollkommen recht. Sind wir da, wo wir sein wollen und sein müssen? Aus meiner Sicht, nein. Das ist ein Prozess, der hat begonnen, geht jetzt vielleicht seit einem Jahr vielleicht schon etwas länger. Viele der Daten sind im Unternehmenskontext heute schon vorhanden. Sie müssen einmal neu zusammengestellt werden. Einige Daten sind auch noch nicht vorhanden. Es gibt einige Bereiche, die sind möglicherweise auch schwerer zu erheben, insbesondere dann, wenn es um Lebenszyklus-Messungen geht. Das meint, wenn es zum Beispiel bei der Energiegewinnung darum geht, bezieht man auch die Förderung zum Beispiel ein? Wir haben ja das berühmte Thema: die Verbrennung von fossilen Gas zur Stromerzeugung. Wenn man das machen würde, das war ja seinerzeit auch ein Vorschlag, der aus der technischen Expertengruppe der Europäischen Kommission hervorgegangen war, die Verbrennung von Gas kann nachhaltig sein, wenn sie bestimmte CO2-Grenzen nicht überschreitet, was sich in der Praxis vermutlich nur durch die Abscheidung von Kohlendioxid bewerkstelligen lässt. Nur bei der Messung nur darauf abzustellen, was die Emissionen bei der Verbrennung sind, ist definitiv zu kurz gegriffen. Es lässt nämlich die Emissionen außen vor, die bei der Förderung insbesondere von Methan entstehen, und Methan einen sehr, sehr wirksames Klimagas. Aber auch beim Transport, die Emissionen sind vermutlich relativ nicht so groß, aber durchaus auch messbar. Das heißt, dieses Gesamtbild zu formen, das ist sicherlich an der Stelle eher eine Herausforderung, wo wir bisher noch nicht die die Praxis sehen, dass das auch schon gemacht worden ist. Das ist eine tatsächliche Neuerung, würde das kommen. Aber viele der Daten, wie gesagt, sie sind im Unternehmenskontext bereits vorhanden. Sie müssen und das ist das, worüber sich Unternehmen insbesondere beklagen, sie müssen einmal neu zusammengestellt werden. Es muss in einem Format gebracht werden, und das ist Arbeit. Das ist im Wesentlichen aber ein einmaliger Aufwand. Denn wenn man es einmal hat, lässt es sich ganz leicht weiter fortführen im nächsten Jahr.

#00: 12:22-8# Es geht ja nicht nur darum, zu messen, wie sie ja schon sagen ist das sehr schwierig, sondern eben auch Daten zu sammeln, was sehr aufwendig ist, wo sich die Unternehmen ja schon beklagen, sondern es wird ja auch noch viel mehr verlangt. Das Management muss sich wirklich verantwortlich machen, dafür und dafür einstehen, dass wird also auf eine ganz andere Ebene gehoben. Und das soll ja auch sehr schnell gehen, also nach dem Vorschlag der EU schon für die Berichte Saison 2023, wenn ich Sie richtig verstanden habe, in ihrem Abschlussbericht. Sie wollten sogar schon ein Jahr vorher. Wie soll das denn funktionieren? Es sind ja unheimlich viele Unternehmen dann voraussichtlich betroffen.

#00: 12:52-9# Ja, nochmal, es ist ein Prozess aus meiner Sicht. Ich würde, das ist meine persönliche Perspektive, keine Perfektion erwarten, denn wenn wir Perfektion erwarten, sind wir wahrscheinlich in zehn Jahren noch nicht so weit. Das heißt anfangen, ist ein ganz wesentlicher Aspekt. Was wir sehen werden, ist, dass Unternehmen sich daran gewöhnen werden, ganz zwangsläufig, dass nicht nur Finanzdaten dann von externen Rechnungsprüfern angesehen werden und für gut befunden werden, sondern es geht dann zunehmend auch darum, dass nachhaltigkeitsbezogene Daten ebenso unter dieses Auge des Wirtschaftsprüfers fallen werden. Das ist neu, zugegebenermaßen. Und das gibt auch gewisse Anforderungen, die neu sind für die Wirtschaftsprüfer. Also, wir werden hier einen Prozess des sich Zusammenruckelns aus meiner Sicht sehen, der auf der einen Seite natürlich spannend ist, der macht aber natürlich auch viel Arbeit. Gerade wenn man das das erste Mal tut. Ich bin mir aber sicher, dass wir in zwei oder drei Jahren, sollten wir dann wieder hier sitzen, darauf viel entspannter sehen war.

#00: 13:55-0# Sie haben ja das Privileg, als Beirat sind sie nahe an der Politik und sind nicht Teil der Politik. Deswegen wollen wir von Ihnen mal so einfach eine Einschätzung, wie Sie das beobachten. Sie haben schon gesagt, die Politik, der Bund soll auch Vorbild sein. Er soll vorangehen, er soll voranschreiten. Aus dem, was sie erlebt haben im Sustainable Finance Beirat - Haben Sie das Gefühl, sind sie ernüchtert, dass doch alles so langsam geht? Oder sind Sie eigentlich ganz angetan davon, wie offen die Bundesregierung sich dort zeigt, wie sehr man dort auch versucht, wirklich voranzukommen?

#00: 14:30-3# Aus meiner Sicht ist sehr positiv zu beobachten, dass das Thema für die Bundesregierung eine zunehmend größere Rolle spielt. Aus meiner Sicht hat der Zug den Bahnhof sehr deutlich verlassen, und der Zug ist auf dem Weg zu seinem Ziel. Wie weit er den Bahnhof schon zurückgelassen hat? Vermutlich noch nicht ganz so weit, sondern es geht, und das sieht man insbesondere an den Maßnahmenvorschlägen der Bundesregierung, als nächstes darum, diese zu konkretisieren und umzusetzen. Das heißt, für die neue Bundesregierung kommt es jetzt aus meiner Sicht sehr wesentlich darauf an, in diese Umsetzungsdenke hineinzukommen. Das heißt, sich den Katalog der Maßnahmen zu nehmen, die Empfehlung des Beirates noch einmal anzuschauen. Denn nicht alles, was der Beirat empfohlen hatte, findet sich auch in den Maßnahmen wieder. Und dann sukzessive die Themen abzuarbeiten. Und der Beirat hat auch an vielen Stellen Dinge angedacht, noch nicht ganz zu Ende gedacht, sodass es auch darauf ankommen wird, auch für eine neue Bundesregierung, aber sicherlich auch für andere Akteure im Finanzmarkt, das, was der Beirat vorgedacht hat, weiterzudenken und möglicherweise zu einer Lösung zu führen.

#00: 15:42-6# Und das geht es auch ohne parlamentarische Befassung also nicht in jedem Fall, sondern sie haben gesagt, es gibt das und das. Aber es geht auf dem Verordnungswege. Also, es ginge auch sehr schnell. Können Sie uns da vielleicht mal jenseits des Bundesvermögens noch eins zwei Beispiele nennen, was könnte man sich vorstellen? Was könnte schnell gehen?

#00: 15:58-1# Was zum Beispiel sehr gut funktionieren könnte, ist Rechtssicherheit zu schaffen für Kapitalanleger, sich mit anderen zusammenzuschließen und das, was allgemein Engagement genannt wird, mit Unternehmen gemeinsam zu betreiben. Da haben wir in Deutschland eine Rechtsunsicherheit, dass das womöglich als Acting in Concert verstanden werden könnte. Das ist in unseren europäischen Nachbarländern geklärt mit den gleichen europäischen Regeln. Es wäre für den deutschen Regulator relativ einfach, durch eine Klarstellung zu sagen, ihr Investoren, die ihr in Deutschland sitzt, müsste dort diesbezüglich nichts befürchten und könnt so wie eure Wettbewerber in den europäischen Nachbarländern genauso auch agieren, wenn ihr mit Unternehmen kommuniziert.

#00: 16:46-2# Weil wir jetzt langsam zum Schluss kommen, Herr Löffler, Sie haben vorhin auch schon gesagt, wenn wir uns in drei Jahren wieder treffen. Sie haben auch gerade gesagt, was schnell zu machen ist. Wie sieht es in drei Jahren aus? Was glauben Sie? Wie weit sind wir?

#00: 16:55-5# Ich habe keine Glaskugel da. Ich bin aber davon überzeugt, dass ein Aspekt dann sehr, sehr klar sein wird. Und das ist die Bedeutung des Finanzmarktes als Spinne im Netz bei der Finanzierung der Transformation. Denn wir reden ja derzeit auch im politischen Kontext sehr viel darüber. Wo soll das Geld herkommen? Wir reden über 50 Milliarden, die die Transformation pro Jahr brauche. Dabei wird gerne vergessen, ich höre, dass nur sehr, sehr selten, dass der private Finanzsektor sicherlich nicht an einer Kapitalarmut, einer Finanzierungsarmut leidet, sondern das Geld da ist für profitable Geschäftsmodelle. Das heißt, es geht aus einer staatlichen Sicht aus meiner Sicht insbesondere darum, die Geschäftsmodelle tragfähig zu machen. Dann ist auch privates Geld dafür da, dass das finanziert wird. Und das funktioniert ja heute schon ohne große staatliche Unterstützung im Erneuerbaren-Energien-Bereich. Das ist profitabel, das ist auf jeden Fall wirtschaftlich. Und wir werden sukzessive weitergehen müssen, und wir werden es sehen, dass auch im industriellen Kontext immer stärker nachhaltige Geschäftsmodelle Raum greifen. Das große Thema ist Deutschland ist natürlich keine Insel, sondern wir haben den Weltmarkt auch immer noch mit ins Kalkül zu ziehen. Und einige der nachhaltigen Ansätze, Produktionsverfahren sind derzeit nicht weltmarktfähig. Und das braucht aus meiner Sicht eine parallele Strategie, sowohl Konsens herzustellen mit unseren großen Wettbewerbern global, gleichzeitig aber zu sehen, dass das, was man in Deutschland anregen kann, im Stahlsektor, im Chemiesektor, das sehr, sehr ernsthaft anzugehen und möglicherweise auch mal hier und da einen Schritt voranzumachen, sozusagen als First Mover. Es hat auch einen Vorteil, First Mover zu sein. Wenn die Technik nämlich hier entwickelt wird, kann man sie später auch vielleicht gut exportieren.

#00: 18:46-4# Ein gutes Schlusswort. Vielen Dank, Herr Löffler, für das Gespräch. Dankeschön.

#00: 18:58-0# Und wir kommen zu unserem Nachrichtenblock:

Thema Nachhaltige Finanzprodukte:

Thema Nachhaltige Finanzprodukte: Fast ein Drittel, genauer 32% des Fondsvermögens in Europa ist mittlerweile als nachhaltig im Sinne von Artikel 8 oder 9 der europäischen Offenlegungsverordnung klassifiziert worden. Was die Zahl der Fonds angeht, sind es 22%, also fast ein Viertel, die als nachhaltig eingestuft wurden. Das geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC und der Ratingagentur Morningstar hervor. Treiber für das wachsende Angebot „grüner“ Fonds ist zum einen die Regulierung und zum anderen auch der Wunsch der Anleger nach mehr Nachhaltigkeit.

Thema Nachhaltige Finanzprodukte: Fonds nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung weisen ökologische oder soziale Merkmale auf. Anlageprodukte, die Artikel 9 zugeordnet werden, müssen dagegen explizit ein nachhaltiges Investitionsziel verfolgen. Seit Inkrafttreten der Verordnung im März haben viele Assetmanager ihre Fonds überarbeitet oder komplett neue Produkte aufgelegt, die die Vorgaben für Artikel 8 oder 9 erfüllen. Bei der Einstufung ihrer Angebote gehen die Fondsgesellschaften jedoch noch sehr unterschiedlich vor, betonen die Autoren der Studie. Und die Klassifizierung nach Art. 8 oder 9 ist auch kein formales ESG-Label. Hier geht es lediglich um die Erhöhung der Transparenz.

#00: 20:22-5# Thema Wettbewerbsvorteil durch strenge ESG-Regulierung

#00: Die vergleichsweise strenge Nachhaltigkeitsregulierung der Finanzbranche in Europa muss nicht nur eine Belastung sein. Sie sei für Fondsgesellschaften auch ein Wettbewerbsvorteil im internationalen Geschäft. Denn die Anbieter könnten durch eine klar definierte Strategie als Trendsetter agieren. Das meint Felix Germann von der Beratungsgesellschaft McKinsey, bei seinem Auftritt auf dem 10. Asset Management-Forum der DVFA, der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Assetmanagement. Dies gelte übrigens auch für geplante BaFin-Richtlinie zu nachhaltigen Investmentvermögen, die sehr umstritten war.

#00: Die anderen Länder würden die europäischen und deutschen Regeln in der Zukunft ebenfalls anwenden. Daher sei es für einen deutschen oder europäischen Anbieter von Vorteil, heute schon diese regulatorischen Vorgaben als Vorreiter umzusetzen und entsprechende Produkte zu entwickeln, betonte Germann. Er sieht hier für die Assetmanager eine Geschäftschance.

#00: 21:28-0# Thema: Banken fordern von der Politik mehr Tempo beim Klimawandel

#00: Die privaten Banken fordern die neue Bundesregierung auf, mehr Tempo beim Kampf gegen den Klimawandel zu machen. Im Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP klaffe hier noch eine große Lücke, monierte der Bundesverband deutscher Banken (BdB). Die Europäische Union habe zu Recht viele Initiativen angestoßen, um den Umbau der Wirtschaft in Richtung mehr Klimaschutz auch über den Finanzsektor zu steuern – zum Beispiel über Nachhaltigkeitsstandards oder Transparenzvorgaben. Diese Rolle müsse sich auch im Koalitionsvertrag der kommenden Regierung widerspiegeln. Es brauche staatliche Impulse wie etwa einen angemessenen CO2-Preis, einen passenden ordnungspolitischen Rahmen und natürlich die Wirtschaft, fordert der Bankenverband.

#00: Der BdB verwies auf die Bedeutung der Banken, sie würden in Europa 70 % der Investitionen über Kredite finanzieren. Und pro Jahr seien Investitionen von geschätzt 350 Mrd. Euro für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft notwendig.

#00: 22:37-8# Und zum Schluss noch Hinweise auf Termine: Vom 8. Bis 12. November lädt das Fair Finance Network Frankfurt zur Fair Finance Week ein. Hier geht es um das Thema: Change Finance – Die Banken auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.

#00: Auf dem Investment Forum des europäischen Fondsverbands Efama am 18. Und 19. November wird unter anderem das Thema globale Standards für das Nachhaltigkeits-Reporting diskutiert. Und die zu Wochenbeginn gestartete UN-Klimakonferenz, die Cop 26 in Glasgow, läuft noch bis zum 12.November.

#00: Und damit kommen wir zum Ende unserer Episode. Die nächste Ausgabe von Nachhaltiges Investieren erscheint in 14 Tagen am 18. November. Wir freuen uns natürlich sehr, wenn sie wieder mit dabei sind.

Und wenn Sie Interesse haben: Unser Podcast 7TageMärke, die Wochenvorschau der Börsen-Zeitung, erscheint immer freitags. Darüberhinaus gibt es am kommenden Mittwoch auch wieder eine neue Episode von #Volatility, dem Anlagepodcast von Börsen-Zeitung und QC Partners.

#00: 23:39-0# Ich wünsche Ihnen alles Gute bis zum nächsten Mal.

#00: 23:50-3# „Nachhaltiges Investieren – der Podcast für die Investmentfondsbranche mit freundlicher Unterstützung von Union Investment“

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